Oliver Panzau ist systemischer Familien- und Väter-Coach, Patchwork-Experte, selbst Papa und Bonus-Papa sowie Podcast-Kollege mit „Patchwork Geschichten„.
In seiner Coaching-Praxis in Bargteheide bei Hamburg unterstützt er Eltern, vor allem Väter dabei, das Beste aus ihrer Trennung zu machen: Als Eltern stark für ihre Kinder zu bleiben, ihre eigenen Bedürfnisse zu wahren und einen respektvollen und friedlichen Umgang miteinander zu pflegen.
Bald sprechen wir ausführlich über seine Arbeit sowie eigenen Patchwork-Erfahrungen in meinem Podcast, vorab hier drei Fragen an ihn zu Patchwork-Familien aus Vätersicht.
Frage 1
Was sind deiner Erfahrung nach die typischen Herausforderungen für Patchwork-Väter?
Es braucht Veränderungsbereitschaft nach der Trennung bzw. Innenschau auf die eigenen Anteile, die zur Trennung führten, die dann raus aus den alten Mustern/Problemen führen. Das Weitermachen wie vorher führt zu selben Problemen wie vorher nur auf mehr Ebenen. Die häufigste Überforderung ist der Spagat zwischen Ex-Frau, neuer Partnerin, Job und den Kindern, also vor allem der Verlustangst, den Kontakt zu den eigenen Kindern zu verlieren.
Und was ändert sich, welche Aspekte kommen dazu, wenn weitere gemeinsame Kinder auf die Welt kommen?
Erst einmal das Wunder des Lebens und hoffentlich ganz viel Liebe! Ein gemeinsames neues Kind kann die neue Liebe und Familie stärken, sofern die neue Liebe ein solides Fundament hat.
Herausforderungen kann es viele geben, da es für alle Familienmitglieder (oder Ex-Mitglieder) eine zusätzliche Beziehungsebene mit möglichen Verstrickungen gibt. Außerdem kommen mit dem neuen, jungen Familienmitglied Veränderungen auf das Berufsleben, Familienleben und Liebesglück zu.
Frage 2
Wie können Patchwork-Väter die Familiensituation gut für sich und die Kinder gestalten?
Sie sollten das tun, was sie höchstwahrscheinlich in der Vergangenheit unterlassen haben und mit zur Trennung geführt hat:
Zunächst die Beziehung zu sich selbst und dann die anderen Beziehungen fürsorglich und reflektierend betrachten, um in der neuen Beziehung Sorgen und Probleme anders als früher gleich mitzuteilen, um eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu führen und, um in dieser Veränderung Vorbild für die Kinder zu sein. So können auch die Kinder in dieser Situation lernen, dass Papa Gefühle hat und diese zugelassen werden dürfen. Das legt den Grundstein dafür, dass sich auch die Kinder mit ihren Ängsten und Sorgen öffnen.
Was können sie tun, wenn sie merken, dass sie oder ihre Kinder mit der Situation, mit den Veränderungen nicht gut zurechtkommen?
Sensibel auf Veränderungen achten und Angebote für Gespräche machen, um Gefühlen Raum und Zeit zu geben. Selbst Gefühle zeigen und eventuell sogar gemeinsam zu fühlen. So authentisch wie es eben möglich ist. Dazu brauchen die meisten Väter eine gehörige Portion Mut. Aber es lohnt sich!
Zum Frieden braucht es Zwei!
Oliver Panzau
Frage 3
Wie könnten die beiden Väter in Patchwork-Konstellationen mehr aufeinander zugehen? Was könnten sie besser miteinander absprechen?
Natürlich können die Väter hier auch Vorbild sein, aufeinander zugehen und sich austauschen. Meiner Erfahrung nach gibt es hier, anders als bei den Stiefmüttern, selten Konflikte, so dass sich die Frage kaum stellt.
Wenn ich nach der Trennung bei mir als Vater selbst die Veränderungspotenziale sehe und dann die Beziehung zu mir, meinen Kindern, meiner neuen Partnerin und im besten Fall meiner Ex-Frau heile, dann habe ich alle Hände voll zu tun. Wenn ich mich auf diesen Weg begebe, ändert sich meine Beziehung zum leiblichen Vater sehr wahrscheinlich automatisch mit. Beachten sollte ich, dass ich die Beziehungen zur Ex-Frau und zum leiblichen Vater häufig nur bedingt ändern kann, weil der oder die Andere auch Bereitschaft zeigen muss. Auch hier gilt: Angebote machen! Wenn diese nicht angenommen werden, kann ich in diesen Beziehungen vor allem für mich selbst sorgen, als immer wieder Energie zu verbrennen.
Zum Frieden braucht es Zwei!
Herzlichen Dank für deine Antworten – ich freue mich auf unser ausführliches Gespräch in meinem Podcast!