Buchbesprechung: »Alle zwei Wochen« von Jutta Nymphius und Katja Spitzer

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»Alle zwei Wochen« ist ein einfühlsam geschriebener und schön bebilderter „kleiner Roman“ für junge Leser:innen ab sieben Jahren und erzählt die Geschichte von Martha. Nach der Trennung ihrer Eltern leben sie und ihre ältere Schwester Mia überwiegend bei ihrer Mutter und sehen den Vater jedes zweite Wochenende.

Das erlebt Martha als ungerecht; sie möchte ihren Vater sehen, wenn ihr danach ist, wenn sie sich „papalich“ fühlt, und nicht wenn es der Zeitplan vorgibt – eben nicht nur jedes zweite Wochenende von Freitag bis Sonntag. Als besonders jäh empfindet sie die Zäsur, wenn sie bei ihrem Vater gerade schön mit dortigen Spielsachen spielt und von ihrer Mutter abgeholt wird. Zwar sagt diese, die zwei Wochen gehen schnell, „Schwups“, vorbei, aber das erlebt Martha so nicht. Vielmehr fühlen sich diese für sie so unendlich lang an wie von einem Geburtstag zum nächsten.

Auch wenn sich früher ihre Eltern viel und laut gestritten haben und Mia merkt, dass ihre Mutter heute deutlich entspannter ist; die neue Situation mit den beiden Welten, insbesondere die Wechsel, erlebt Martha als belastend. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester hat sie daher eine Idee, wie sie den Eltern zeigen können, was diese Zwei-Wochen-Regelung für sie als Kinder bedeutet.

Jutta Nymphius kann sich enorm gut in die beiden jungen Mädchen hineinversetzen, deren Eltern sich gerade erst getrennt haben. Sie beschreibt sehr liebevoll, wie die Schwestern gemeinsam im Bett liegen und einander Halt geben, als die Eltern noch zusammenlebten und abends laut stritten. Und auch, wie Martha sich daran erinnert, als sie noch alle zusammen in der Küche zu Abend gegessen haben. Besonders berührend fand ich, wie Martha nach dem Auszug des Vaters vor dessen leerem Büro steht mit all den Erinnerungen.

Gerade ist Martha wieder papalich zumute. Deswegen steht sie hier vor dem Zimmer. Wie früher.

Alle zwei Wochen, S. 22

Katja Spitzer bereichert den Text mit leichten, liebevollen Bildern.

Mich würde sehr interessieren, wie Trennungskinder das Buch finden. Der Text ist leicht lesbar mit vielen lebendigen Dialogen. Bestimmt finden sie sich einige in den beiden Schwestern wieder bzw. wünschen sich einen so liebevollen geschwisterlichen Zusammenhalt. Was ich gar nicht einschätzen kann, ist wie Kinder den im Buch vorgeschlagenen „Lösungsansatz“ finden – freue mich dazu über Rückmeldung und vielleicht bespreche ich das ja auch mal mit Jutta Nymphius im Podcast. Einladung geht raus!

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Alle zwei Wochen
Jutta Nymphius und Katja Spitzer

Tulipan Verlag
ISBN 978-3-86429-426-6