Interview: drei Fragen an das AE-Team zu alleinerziehend sein

Veröffentlicht am

Silke Wildner und Sina Wollgramm sind beide alleinerziehend und sprechen darüber auf sehr inspirierende Weise in ihrem gemeinsamen Podcast „Das AE-Team – Der positive Podcast für Alleinerziehende„.

Dort durfte Isabell Lütkehaus letztes Jahr im August über Mediation reden und die beiden waren jeweils in Season Zwei bereits im Familiebleiben Podcast zu Besuch, jede für sich zu Umgang (keinem bei Sina bzw. flexibler bei Silke) und werden Ende Mai zum Season Finale gemeinsam zum Gespräch kommen. Alle Links stehen unten in den Quellen.

Der Podcast vom AE Team zeichnet sich ganz besonders durch die positive, fröhliche und lösungsorientierte Herangehensweise der beiden aus, und gleichzeitig werden die Herausforderungen klar ausgesprochen.

Um Belastungen und einen hilfreichen Umgang damit, aber auch um Vorteile von Alleinerziehendsein geht es heute bei unseren drei schnellen Fragen.

Frage 1

Was sind die typischen Herausforderungen und Belastungen von Alleinerziehenden nach der Trennung?

Eine Trennung ist vor allem eine emotionale Belastung, egal ob man getrennt wurde oder sich selbst getrennt hat: Wut, Trauer, Angst – auch existenzielle durch eine unklare finanzielle Zukunft können einem in Sekundenschnelle den eben noch so sicher geglaubten Boden unter den Füßen wegreißen. Hinzu kommt oft die Schwierigkeit mit dem Ex-Partner auf einer neuen Ebene, der Elternebene, kommunizieren zu lernen. Hier haben die „alten“ Pärchenthemen keine Relevanz mehr, denn es geht ums gemeinsame Kind und dessen Wohl. Sollte es zumindest.

Was auch ein Riesenproblem ist, ist die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und dem eigenen Ich. Denn als Dreh- und Angelpunkt der Mini-Familie steht man plötzlich in der alleinigen Verantwortung für die Organisation, das Zeitmanagement, das Arbeiten und die Kinderbetreuung im Alltag und verliert sich hierüber ganz schnell selbst, statt sich gut um sich selbst on top zu kümmern. Das führt häufig zu gesundheitlichen Problemen.

Denn da ist eben kein Partner mehr, der einem das Gefühl von Sicherheit gibt. Kein zweites Einkommen und niemand der sich um Vermögensaufbau und Altersvorsorge kümmert. Weil diese Themen leider immer noch in zu vielen Familien in das Ressort des Mannes fällt.

Frage 2

Wie kann dem konstruktiv und positiv begegnet werden? Wo finden Alleinerziehende Unterstützung?

Einer der wichtigsten Punkte ist hier der Austausch mit Gleichgesinnten, also alleinerziehenden Müttern und Vätern, die nicht an den Schwierigkeiten und neuen Herausforderungen scheitern wollen. Aber wo findet man die im Alltag? Das ist der Grund, warum ich 2018 meinen Blog Gut alleinerziehend gegründet habe – als erste Anlaufstelle für eine positive Ausrichtung – trotz aller Probleme privater und struktureller Natur. Für einen besseren Austausch untereinander sind daraus die beiden Facebook Gruppen von Gut alleinerziehend entstanden mit heute zusammen über 17.000 Mitgliedern. Das ist geballtes „Expert:innen“- Wissen, denn hier gibt es bestimmt jemanden, der das gleiche erlebt hat und mit seiner Erfahrung helfen kann.

Auch der Podcast „Das AE-Team“ von Sina und mir wird von vielen Alleinerziehenden teilweise schon ab Stunde Null der Trennung gehört, weil es eben genau das Gespräch ist, was man im privaten Umfeld so nicht hört oder selbst führen kann.

Der Vorteil: Das alles kann man immer dann machen, wenn man selbst Zeit hat. Man braucht keinen Babysitter oder muss zu einem Präsenztermin. Einfach abends auf der Couch eine Podcast-Folge hören oder sich in einer der Facebook-Gruppen austauschen. Das gibt einem das Gefühl nicht alleine zu sein und es schaffen zu können.

Frage 3

Was sind die Vorteile vom alleinerziehend sein?

Als ich nach der Trennung das erste Mal das Gefühl hatte mit meinem selbst verdienten Geld mit meinen Kindern gut über die Runden zu kommen, war das ein ganz großes „WOW!“ in meinem Kopf. Es geht und es geht gut – und es geht allein. Diese selbstgemachte finanzielle Sicherheit ist ein ganz großer Vorteil. Ich brauche niemanden mehr für die Finanzen, kann mit meinen Kindern auf eigenen Beinen stehen – raus aus der Co-Abhängigkeit, rein in die Unabhängigkeit. Ein ganz großes Glücksgefühl.

So habe ich mich auch dem „Schreckgespenst“ Altersvorsorge und Vermögensaufbau annähern können und bin im Nachhinein sogar froh, das es mich so früh mit der Trennung erwischt hat. Dadurch musste ich mich selbst um diese Dinge kümmern und konnte rechtzeitig agieren. In der Ehe hätte ich diese Themen niemals für mich bearbeitet. Zu groß war da das Gefühl von Sicherheit – die aber rückblickend betrachtet nur eine Illusion war.

Es gibt keine Diskussion mehr mit dem Partner, denn er ist ja nicht da.

Silke Wildner

Ein weiterer Vorteil ist auch, das ich im Alltag bestimme, welche Werte, Traditionen und Abläufe ich an meine Kinder weitergeben möchte. Es gibt keine Diskussion mehr mit dem Partner, denn er ist ja nicht da. Daher zählt meine Linie. Das macht mich glücklich.

Und mal ganz ehrlich: Nur noch die eigene dreckige Wäsche und die der Kinder zu waschen und keine Küche mit halbverschimmelten Töpfen nach einer Kochschlacht des Partners reinigen zu müssen, ist auch ein großer Vorteil.

– – – – – – –
Quellen