Umgangsregelung: Übergabe der Kinder

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Bei einer Trennung verständigen sich Eltern auf ein Umgangsmodell, das am besten zu ihrer Familie, ihrem beruflichen und privaten Alltag sowie dem Tagesablauf und den Bedürfnisse ihrer Kinder passt. Daraufhin sind einige Punkte zu regeln, z.B. wann die Kinder bei welchem Elternteil (bzw. dritten Personen) leben und Zeit verbringen sowie wer wann und wofür verantwortlich ist.

Und wie der Wechsel der Kinder von der Welt des einen Elternteils in die Welt des anderen Elternteils gut organisiert und gestaltet werden kann.

Diesen Wechsel bezeichnen wir als Übergabe und unterscheiden vier verschiedene Arten:
– persönliche Übergabe: abholen oder hinbringen
– Wechsel durch einen neutralen Ort (Kita/Schule: einer bringt hin und der andere
holt ab)

– Wechsel an einem neutralen Ort (z.B. Café, Großeltern)
– selbständiger Wechsel bei größeren Kinder
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Bei den meisten Trennungsfamilien wechseln die Kinder durch direkte Übergaben oder über Kita/Schule. Letzteres hat den Vorteil, dass die getrennten Eltern nicht direkt aufeinander treffen und den Nachteil, dass eine Lösung für Gepäck gefunden werden muss. Dies gilt insbesondere, wenn es sehr viel ist, z.B. ein Musikinstrument oder ein Haustier bzw. wenn die Kinder noch sehr klein sind und ihnen nicht allzu viel mitgeben werden kann. Und es muss eine verlässliche und funktionierende Regelung für solche Tage gefunden werden, an denen der neutrale Übergabeort nicht zur Verfügung steht, weil dort geschlossen ist oder ein Kind erkrankt.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, zwischen der Zeit bei dem einen Elternteil und der Zeit beim anderen Elternteil noch ein Aufenthalt, mit oder ohne Übernachtung, bei einer dritten Person einzubauen. Gründe kann es hierfür ganz unterschiedliche geben: diese Person kann als eine Art “Puffer” dienen, um den Übergang zwischen den beiden Welten zu erleichtern. Hierfür eignen sich z.B. Großeltern oder Paten. Diese können zugleich Betreuungslücken schließen für solche Tage, an denen beispielsweise beide Eltern lang arbeiten müssen. Engpässe in der Betreuung können auch bezahlte Personen wie Tagesmütter oder Babysitter überbrücken, mit oder ohne Übernachtung. Eine Familie, mit der wir gesprochen haben, wechselt immer Donnerstag von einen Elternteil zur Großmutter und am Freitag von der Großmutter zum anderen Elternteil. Solange Eltern sich einigen, sind sie im Rahmen des Kindeswohls hier ganz frei in der Ausgestaltung.

Erfolgt die Übergabe persönlich, dann kann es sinnvoll sein, bestimmte Regeln zu etablieren oder Routinen festzulegen. So kann es hilfreich sein, dass beide Eltern sich auf den Wechsel des Kindes zum anderen fokussieren, nur kurz über tagesaktuelles informieren (Kind hat keinen Mittagsschlaf gehalten, ist erkältet, hat Hunger) und etwaige Streitthemen und Grundsatzdebatten vermieden werden. Als Routine wählen manche Trennungseltern, dass sie gemeinsam Kaffee trinken oder zu Abend essen, was den Übergang für Kinder vereinfachen kann und den Fortbestand als Familie betont. Dies ist aber nur dann sinnvoll, wie jede gemeinsame Familienzeit, wenn es für alle Beteiligten, vor allem beide Eltern, angenehm ist und harmonisch abläuft.

Im Rahmen einer Umgangsregelung sollte auch besprochen werden, was mit den Kindern mitwandert und was es doppelt gibt. Mitwandern beispielsweise in aller Regel Schul- und Sportsachen, Musikinstrumente, und bei manchen sogar Haustiere, außerdem die Busfahrkarte, die Gesundheitskarte sowie andere wichtige Unterlagen, z.B. der Allergiker-Pass.

Für die Übergabe der Kinder sind im Rahmen einer Elternvereinbarung
folgende Punkte zu regeln:

1) Wechselmodalität
– hinbringen
– abholen
– neutraler Wechsel
– selbständiger Wechsel (bei größeren Kindern)
– ggf einzelne Regelungen bei mehrere Kinder
2) Übergabeort
3) Übergangsgestaltung
– wenn neutrale Orte: was wenn geschlossen bzw. Kind krank?
– wenn persönlich: Regeln: kurze Information, keine Grundsatzdiskussionen,
kein Streit, Wechsel steht im Vordergrund, ggf Umgangstagebuch/Kalender
4) Übergabeorganisation
– was doppelt und was wandert?
— Kleidung
— Schulsachen
— Sportsachen
— Musikinstrument
— Haustiere
— Gesundheitskarte
— Reisepass
— Bus/Bahn Ticket
– was wird direkt mitgegeben, was später abgeholt?
– Umgangstagebuch