Interview: drei Fragen an Theodor Haberhauer zu Co-Elternschaft

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Im Juni 2024 besucht der Wiener Psychotherapeut Theodor Haberhauer den Familie bleiben Podcast zum Thema Co-Elternschaft – heute beantwortet er uns vorab drei schnelle Fragen.

Frage 1

Was für Konstellationen von Co-Elternschaft kennst du?

Es gibt unterschiedlichste Konstellationen wie Co-Eltern ihre Kinder gemeinsam großziehen können. Die gängigsten Varianten dabei sind:

  • Ein Gleichgeschlechtliches Paar und eine weitere Person des anderen Geschlechts
  • Zwei Einzelpersonen mit unterschiedlichem Geschlecht (aber ohne gemeinsamer Sexualität) 

Frage 2

Welche typischen, potentiell konflikthaften Themen sollten frühzeitig besprochen werden?

Wie bei allen zwischenmenschlichen Beziehungsformen, können natürlich auch beim Modell von Co-Elternschaft Missverständnisse auftreten. Diese gilt es möglichst vorzubeugen. Neben dem Wohnort und der Wohnform, stellt das Ausmaß der Betreuung einen wesentlichen Eckpfeiler der Co-Elternschaft dar. Der Austausch über die gewünschte eigene Position als auch der Wunsch an das Gegenüber ist dabei essentiell. Möchte ich zum Beispiel als Vater eine Art  “Onkel Funktion” antreten, gilt es andere Dinge zu berücksichtigen als bei einem gemeinsamen Sorgerecht beider Elternteile. Bei einer Mehrpersonen Konstellationen, ist es besonders wichtig die Rollen und Zuständigkeiten aller klar zu definieren. Auch ein Netzwerk sollte etabliert werden um Ressourcen und die eigene Resilienz zu stärken. 

Frage 3

Wie können Co-Eltern gut mit später eintretenden Konflikten umgehen? Wo finden sie Unterstützung? 

Die größte Herausforderung bei Co-Elternschaft ist die Kommunikation. Durch das Nicht- Zusammenleben am Beginn aber auch eventuell später (Doppelresidenzmodell), verlagert sich die Kommunikation verstärkt auf digitale Medien. Persönliche Treffen wie ein Jour Fixe oder durch eine regelmäßige externe Begleitung können dabei helfen wichtige Entscheidungen, Haltungen und die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen möglichst transparent zu halten. Auch eine Checkliste kann anfangs helfen Missverständnisse vorzubeugen. Eine begleitende Therapie oder Mediation kann dabei als neutraler und sicherer Ort für alle Beteiligten dienen. 

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Theodor Haberhauer ist systemischer Familientherapeut sowie Kinder- und Jugendtherapeut, ebenfalls Experte bei Familyship, und arbeitet in seiner Wiener Praxis unter anderem mit dem Thema Co-Elternschaft.