Interview: drei Fragen an Sarah Zöllner zu Politik von und für Mütter

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Journalistin und Mutter Sarah Zöllner ist eine unserer Lieblingsgesprächspartnerinnen im Familiebleiben und besucht uns dort am 24. Mai 2024 zu Politik von und für Mütter, dem Thema ihren neuen Buches »Mütter.Macht.Politik«, das sie gemeinsam mit Aura-Shirin Riedel verfasst hat.

Davor beantwortet uns Sarah Zöllner hier drei schnelle Fragen zur Situation von Müttern nach einer Trennung und was getan würden könnte, um diese zu verbessern, von der Politik, aber auch jedem/r einzelnen.

Frage 1

Wie erlebst du die Situation von Müttern nach einer Trennung? 

Eine Trennung bedeutet auf jeden Fall Neuorientierung. Das heißt, nicht nur die Trennung selbst muss verarbeitet werden, oft steht auch ein Wohnortswechsel an und auch finanziell müssen Mütter schauen, wie sie sich neu aufstellen. Wo und in welchem Umfang können sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen? Welche Kinderbetreuung steht zu Verfügung, zahlt der andere Elternteil, der die Kinder nicht im Alltag betreut (in 95 Prozent der Fälle der Vater), Unterhalt? Das sind viele Fragen, die erst einmal überfordern können.

Frage 2

Was brauchen Mütter, um ihre Situation nach der Trennung konkret zu verbessern?

Mütter brauchen Perspektiven und Vorbilder, die ihnen zeigen, dass ein gutes und auch finanziell stabiles Leben allein mit Kind möglich ist. Anlaufstellen wie der VAMV oder auch privat initiierte Netzwerke wie gut-alleinerziehend.de oder muetter-macht-politik.de können da hilfreich sein. 

Darüber hinaus brauchen Mütter nach einer Trennung konkrete Hilfs- und Unterstützungsangebote. Hier sehen wir als Autorinnen des Buches „Mütter. Macht. Politik“ (Magas, 2023) auch die Politik in der Verantwortung: Beratung, auch Rechtsberatung, im Trennungsfall muss kostenlos oder zumindest kostengünstig und ohne lange Wartezeiten verfügbar sein und Anträge sollten online gestellt werden können. 

Beratung, auch Rechtsberatung, im Trennungsfall muss kostenlos oder zumindest kostengünstig und ohne lange Wartezeiten verfügbar sein und Anträge sollten online gestellt werden können.


Auf bundespolitischer Ebene muss unserer Meinung nach u.a. das Unterhaltsrecht dringend reformiert werden: Aktuell erhalten nur 25% der Kinder überhaupt den Mindestunterhalt, der ihnen gesetzlich zusteht. Wirklich wirkungsvolle Sanktionen, mit denen der Unterhaltspflichtige bei Zahlungsunwilligkeit belangt werden kann, gibt es nicht. Statt dessen kann der betreuende Elternteil Unterhaltsvorschuss vom Staat beantragen. Auf diesen wird jedoch das Kindergeld voll angerechnet, wodurch Alleinerziehenden pro Kind aktuell mindestens 250€ monatlich in der Haushaltskasse fehlen. Das alles trägt neben mangelhafter Kinderbetreuung in vielen Kommunen maßgeblich zur Armut Alleinerziehender und ihrer Kinder bei (43,2 Prozent der Alleinerziehenden sind armutsgefährdet) und ist, offen gesagt, ein Skandal.

Frage 3

Was können Menschen tun, die Mütter unterstützen wollen?

Auf persönlicher Ebene kannst du ganz konkret Hilfe anbieten, z.B., indem du das Kind zum Spielen einlädst, es bei Krankheit der Mutter betreust oder es mit vom Kindergarten oder der Schule abholst. 

Darüber hinaus ist es sicher sinnvoll, Initiativen und Verbände zu unterstützen, die sich für die Interessen von Müttern einsetzen. Vereine dürfen Spenden annehmen, bei privaten Initiativen ist Unterstützung möglich, indem du die Initiator:innen zu Vorträgen einlädst und ihre Anliegen, z.B. über die sozialen Medien, verbreitest. 

Als Autorinnen halten auch wir seit Veröffentlichung unseres Buches „Mütter. Macht. Politik“ bundesweit Lesungen und Vorträge und erleben dabei immer wieder großes Engagement und Interesse unserer Zuhörer:innen. Es gibt viele Menschen, die sich für die Interessen von Müttern einsetzen – oft geht es schlicht darum, dass wir voneinander erfahren und uns dadurch gegenseitig noch besser unterstützen können!

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www.muetter-macht-politik.de

www.sarahzoellner.com