Das Debüt »Mitternachtsschwimmer« der irischen Autorin Roisin Maguire habe ich vor zwei Wochen zufällig entdeckt und es passt sehr gut zum Thema unseres Podcasts diesen November.
Im winzigen Dorf Ballybrady an der irischen Küste lernen wir zunächst zwei Menschen kennen: Grace, die dort lebt und das Cottage ihrer Eltern als Ferienunterkunft vermietet, und Evan, der dort zunächst nur eine Woche verbringen möchte, und dann u.a. wegen des ersten Lockdowns länger bleiben wird. Nach und nach kommen zwei weitere zentrale Personen dazu: Evans Sohn Luca und Grace Nichte Abbie.
Wir erleben außerdem die Menschen im Dorf, die auf sehr unterschiedliche und originelle Weise mit der Corona Pandemie umgehen; die oft herrlich komischen Beschreibungen von deren einzigartigen Persönlichkeiten und besonderem Miteinander geben dem Roman neben den schweren Themen eine schöne Leichtigkeit.
…und dem seltsamen Fläschchen, das ihm die komische Frau im Laden aufgedrängt hatte. Handreiniger oder so was.
» Darüber werden Sie noch froh sein , sag ich Ihnen«, ganz entschlossen war sie gewesen, hatte eifrig genickt, als er das Fläschchen seitlich in den Einkaufskarton geschoben hatte. »Kam in den Nachrichten, wissen Sie, da ist angeblich eine Pandemie im Anmarsch. In ein, zwei Tagen kriegen Sie das Zeug nicht mehr, heißt es. Ich schwörs Ihnen. Haben Sie auch wirklich genug Nudeln mitgenommen? Mit einer Packung kommen Sie nicht weit, ganz sicher nicht.«
Früh in der Erzählung erfahren wir, dass erst vor kurzem Evans Tochter Jessie wenige Wochen nach ihrer Geburt verstorben ist, und erleben, was das mit ihm, seiner Frau Lorna, deren Ehe und dem gemeinsamen Sohn Luca macht. Da Lorna in ihrem Job im Gesundheitswesen aufgrund der Pandemie akut besonders stark gefordert ist, bringt sie Luca zu seinem Vater in das Feriencottage. Luca ist von Geburt an taub und ab dieser Stelle lernen wir ihn näher kennen, seine Art zu kommunizieren wird sehr genau und lebendig geschrieben, und wir begleiten ihn dabei, wie er nach und nach das Leben an der irischen Küste erkundet und die Menschen im Dorf kennenlernt, allen voran Grace und Abbie.
Mehr möchte ich vorab nicht erzählen, sondern lieber empfehlen, dieses wunderbar klug und liebevoll geschriebene und großartig von Andrea O’Brien ins Deutsche übersetzte Buch mit schön gezeichneten Figuren über Familie, Trauer und Gemeinschaft selbst zu lesen.
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Roisin Maguire
Mitternachtsschwimmer
DuMont Buchverlag
ISBN 978-3-8321-6829-2